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Ausblick // Hamburger Corona-Impfzentrum

Messehallen mit neuer Bestimmung

Das Hamburger Corona-Impfzentrum ist eines der größten Impfzentren Deutschlands. Am 5. Januar 2021 ist es in der Halle A3 an den Start gegangen. Mitte Februar kam eine weitere Halle hinzu – zur Freude Dr. Dirk Heinrichs und seines Teams.

„Die Messehallen tragen zum guten Ruf des Impfens bei“

Hier wird Stoff gegeben: Gemeinsam mit fünf anderen Kollegen ist der Hals-Nasen-Ohren-Arzt Dr. Dirk Heinrich ärztlicher Leiter des Hamburger Impfzentrums in den Messehallen. Betrieben wird es von der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg im Auftrag der Sozialbehörde. Neben den fünf Impf-Modulen (Clustern) in der Halle A3 stehen in der Messehalle A2 seit Mitte Februar drei weitere Impf-Module zur Verfügung. Impflinge werden nur dann in das gut gesicherte Impfzentrum gelassen, wenn sie eine Bestätigung für einen Impftermin vorweisen können. In den Impfboxen erfolgt die medizinische Aufklärung durch Ärztinnen und Ärzte. Die eigentliche Impfung führen zumeist medizinische Fachangestellte durch.

Dirk Heinrich, Leiter des Impfzentrums
© Kassenärztliche Vereinigung Hamburg / Marco Grundt

Interview mit Dr. Dirk Heinrich

Dr. Heinrich, wie sind Sie dazu gekommen, ärztlicher Leiter des Hamburger Impfzentrums zu werden?

Als Vorsitzender der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg war ich schon früh über die Planungen informiert. Ich habe mich dann freiwillig für die Aufgabe gemeldet. Denn ich halte es für extrem wichtig, dass die Menschen geimpft werden. Impfen ist der Schlüssel zur Bekämpfung der Pandemie. Erst wenn mindestens 80 Prozent der Bevölkerung geimpft sind, wird es eine Sicherheit geben. Wir sollten nicht vergessen, dass es hier um Menschenleben geht! Im Übrigen hatte ich in meinen HNO-Praxen mehrfach Kontakt zu Infizierten. Die Gefährlichkeit des Virus habe ich da hautnah miterlebt. Und auch, wie Covid-Patienten, die ich behandelt hatte, nicht mehr wiederkamen. Nicht weil sie gesund wurden, sondern weil sie gestorben sind.

War die Entscheidung, in die ärztliche Leitung zu gehen, aus heutiger Sicht richtig?

Auf alle Fälle. Ich habe echte Freude daran, hier zu arbeiten – das ist geradezu euphorisierend. Jeder Tag ist anders und bringt immer wieder neue Herausforderungen mit sich. Zudem haben wir ein tolles buntes Team. Und es hat mir großen Spaß gemacht, als „Arzt der ersten Stunde“ das Impfzentrum mit zu planen und aufzubauen.

Wann haben Sie mit den Planungen begonnen?

Das war Mitte November. Dank eines äußerst schlagkräftigen Teams, toller Partner und einer reibungslosen Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Hamburg Messe ging es zügig voran. Am 15. Dezember waren wir fertig und hätten loslegen können. Doch zu dem Zeitpunkt gab es bekanntermaßen noch keinen Impfstoff. Letztendlich haben wir am 5. Januar mit dem Impfen begonnen und bislang keinen einzigen Impftermin absagen müssen.

Wie zufrieden sind Sie mit dem jetzigen Impfzentrum in den Messehallen?

Ich bin extrem zufrieden. Die Messehallen sind als Impfzentrum sehr gut geeignet. Die Lage ist klasse, die Lüftung ist hervorragend, und auch die Deckenhöhe der Hallen kommt uns entgegen. Zudem sind die hygienischen Bedingungen top. Lobenswert ist schließlich auch die professionelle Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden der Messegesellschaft – insbesondere die Hallenmeister sind uns eine echte Hilfe. Alles in allem tragen insbesondere der hohe Standard der Messehallen und die Sauberkeit und Seriosität der Umgebung zum guten Ruf des Impfens bei.

Wegweiser zum Impfzentrum
© HMC / Michael Zapf

Wie viele Menschen könnten Sie theoretisch täglich impfen?

Wenn ausreichend Impfstoff vorhanden wäre, könnten wir pro Tag in unseren insgesamt 64 Impfstraßen zwischen 7.000 und 10.000 Menschen impfen. Das funktioniert allerdings nur, wenn man ein gut eingespieltes Team hat. Und das haben wir. Mittlerweile sind wir ein mittelständischer Dienstleistungsbetrieb mit über 2.000 Mitarbeitenden – von Ärztinnen und Ärzten über medizinische Fachangestellte bis hin zu Sicherheits- und Reinigungskräften. Pro Schicht – wir arbeiten in zwei Schichten – sind rund 460 Menschen im Einsatz, davon 90 Ärztinnen und Ärzte, die sich größtenteils freiwillig gemeldet haben. Sie übernehmen die Aufklärung, die Prüfung der Impffähigkeit und die Überwachung der Impfung durch das geschulte Personal.

Beim Rundgang durch das Impfzentrum fällt auf, dass hier eine wirklich gute Stimmung herrscht.

Das empfinde ich auch so. Unsere Mitarbeitenden kommen gern hierher, weil sie wissen, dass sie mit ihrer Arbeit einen sinnvollen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten. Dabei ist das positive Feedback, das wir von den Impflingen erhalten, ein großer Ansporn. Alle sind superfroh darüber, eine Impfung zu erhalten. Die meisten bedanken sich überschwänglich, loben die Organisation und die Freundlichkeit der Mitarbeitenden. Das zeigt sich auch an den Postkarten, die wir erhalten haben und die jetzt im Mitarbeiterbereich ausgestellt sind. „Note eins“ und „Zehn Punkte“ sind da keine Seltenheit. Ich persönlich habe mich sehr über einen Teddy gefreut, den mir eine ältere Dame aus Schnelsen zum Dank mitgebracht hat. Ein 81-jähriger Impfling hat einen witzigen Cartoon gezeichnet und mir in die Praxis geschickt. Da bin ich fast vom Stuhl gefallen, so toll ist der!

Bei der Eröffnung des Impfzentrums: (von links) Sozialsenatorin Melanie Leonhard, Erster Bürgermeister Peter Tschentscher und Walter Plassmann, der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg
© HMC

Gibt es auch etwas, worüber Sie sich immer mal wieder ärgern?

O ja. Ich kann es zum Beispiel nicht ausstehen, wenn Menschen sich eine Impfung erschleichen wollen. Das ist egoistisch, denn dadurch kann womöglich ein älterer Mensch nicht geimpft werden, an Covid erkranken und sterben. Aber zum Glück sind Drängler und Schummler nur Einzelfälle.

Neuerdings twittern Sie ja auch fleißig.

Ja, denn mir ist es wichtig, die Welt mit Neuigkeiten von der Hamburger Impffront zu versorgen und meine Begeisterung für das Impfen zu teilen. Außerdem liegt mir daran, den Menschen die Angst vor dem Impfen zu nehmen. Wir alle sollten froh sein, dass es die Impfstoffe gibt!

Letzte Frage: Sie betreiben zwei HNO-Praxen, haben zahlreiche Ehrenämter inne und sind ärztlicher Leiter des Hamburger Impfzentrums. Wie schaffen Sie das alles?

Wenn mir etwas Spaß macht, kann ich ungeahnte Kräfte freisetzen. Zudem bin ich in der glücklichen Lage, mit fünf Stunden Schlaf in der Nacht auszukommen. Und in der knapp bemessenen Freizeit muss ich mir keine Gedanken über einen Mangel an Bewegung machen. Im Impfzentrum komme ich pro Schicht auf 15.000 Schritte und 28 Stockwerke.